Bis zu 500 Menschen jährlich fallen in Deutschland einem Brand zum Opfer. Dabei machen Kinder leider einen Großteil dieser Zahl aus. Dabei wird jeder dritte Brand unabsichtlich von einem Kind verursacht. Das Zündeln ist für Heranwachsende besonders interessant. Leider können sie die gefährlichen Konsequenzen kaum abschätzen.
Um sie zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, wie sie sich und anderen im Falle eines Feuers helfen können, gibt es die sogenannte Brandschutzerziehung. Mit verschiedenen Hilfsmitteln und Materialien wird den Kindern nicht nur verdeutlicht, wie sie einem Brand vorbeugen können, sondern auch wie sie sich im Ernstfall am besten verhalten sollten. Da jedoch nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene aller Altersgruppen im Brandfall einer großen Gefahr ausgesetzt sind, vermitteln Experten auch ihnen spezielle Vorgehensweisen, die es bei einem ausgebrochenen Feuer zu beachten gilt.
Rauchmeldungen.de hat mit Brandschutzerzieher Alfred Trachte gesprochen. Seit nun mehr als 25 Jahren vermittelt er Kindern und Erwachsenen,
- wie Brände verhindert werden und
- wie man sich im Fall eines Feuers am besten verhalten sollte.
Rauchmeldungen.de: Herr Trachte, was genau lernen Kinder im Rahmen ihrer Brandschutzerziehung?
Trachte: Zunächst unterscheiden wir zwischen Kindergarten- und Grundschulkindern. Das Programm ist natürlich dementsprechend angepasst. Zusammengefasst kann man aber sagen, dass Kinder bei uns lernen, wie man Bränden vorbeugt, welche Angaben die Feuerwehr im Falle der Brandmeldung benötigt, wie man den Feueralarm auslöst und sich und andere gefährdete Personen in Sicherheit bringen kann.
Rauchmeldungen.de: Kinder experimentieren bekanntlich gern. Alles, was als gefährlich gilt, übt eine Art magische Anziehungskraft auf sie aus. Vermitteln sie ihnen auch, wie ein Brand entsteht?
Trachte: Ja, das ist auch Teil unseres Programms. Zunächst zeigen wir den Kindern, wie man ein Streichholz richtig anzündet und was es dabei zu beachten gilt. Wie ein Brand eigentlich entsteht, lernen sie ebenfalls. Anhand unseres Rauch-Hauses machen wir ihnen deutlich, wie sich der gefährliche Qualm innerhalb eines Gebäudes ausbreitet. Welche Aufgaben die Feuerwehr neben dem vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz außerdem noch hat (zB. Schutz der Umwelt, technische Hilfeleistung), wird ebenfalls vermittelt.
Rauchmeldungen.de: Da nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene in einer Gefahrensituation oftmals ratlos sind, können auch sie sich bei Ihnen schlau machen. Wie genau unterscheiden sich die Kurse?
Trachte: Da gibt es erhebliche Unterschiede. Zum Einen sprechen wir bei Erwachsenen nicht mehr von Brandschutzerziehung, da sie nicht mehr erzogen werden müssen. Wir bevorzugen den Begriff Brandschutzaufklärung, denn viele Erwachsene wissen wenig über das korrekte Verhalten bei einem Brand. Die Kurse sind an dieser Stelle erheblich umfangreicher und werden am häufigsten von Brandschutzbeauftragten in Betrieben oder öffentlichen Einrichtungen aber auch von Vereinen und verantwortungsbewussten Eltern in Anspruch genommen. Thematisch geht es vor allem um den ordnungsgemäßen Umgang mit Löschgeräten und Brandmeldeanlagen, die Brandverhütung, die Gefahren durch Feuer am Arbeitsplatz und die Evakuierung von Gebäuden. Außerdem lernen die Teilnehmer die verschiedenen Brandklassen kennen und erfahren anhand professioneller Brandversuche, wie unterschiedliche Materialien und Stoffe brennen. Auch ist der praktische Umgang mit Feuerlöschern ein weiterer Bestandteil unserer Schulung.
Rauchmeldungen.de: Um noch einmal auf die Kinderausbildung zurück zu kommen: gibt es ihrer Erfahrung nach Fehler, die Heranwachsende im Brandfall häufig machen? Und wenn ja, wie kann man diesen vorbeugen?
Trachte: Wenn Gefahr droht, neigen Kinder häufig dazu, sich zu verstecken. So auch bei einem Feuer. Dieser völlig normale Reflex kann jedoch im Ernstfall lebensbedrohlich sein. Der gefährliche Qualm breitet sich schnell in allen Ecken des Raumes aus und verdrängt den lebenswichtigen Sauerstoff. Schon bald wird das sich versteckende Kind also nicht mehr richtig atmen können. In unseren Unterrichten bringen wir den Kindern bei, dass Qualm immer nach oben steigt. Ich sage immer: „Qualm geht nach oben und wir gehen nach unten, dann raus aus dem Zimmer und Türe hinter uns zu“.
Der Grund: In Bodennähe ist noch verhältnismäßig wenig Rauch, sodass man noch ausreichend Sauerstoff zum Atmen und genügend Sichtweite hat, um den Ausgang zu finden. Und durch das Schließen der Türen kann der Prozess der Rauch-Ausbreitung etwas verzögert werden.
Herr Trachte, wir danken Ihnen für das Gespräch.