In fast jeder deutschen Wohnung sollten sie installiert sein: Rauchmelder, die im Brandfall laute Warntöne von sich geben. Doch gehörlose Menschen können diese Töne nicht wahrnehmen. Für sie gibt es spezielle Rauchmelder & Zubehör, die über Lichtsignale und/oder Vibration Alarm schlagen.
Seit einiger Zeit sind Rauchmelder in Wohnungen in fast ganz Deutschland zur Pflicht geworden. Doch handelsübliche Rauchmelder können hörgeschädigten oder gehörlosen Menschen nicht helfen. Dafür gibt es spezielle Rauchmelder für Gehörlose:
- Diese besitzen eine Blitzlampe, die im Brandfall grelle Lichtblitze abgibt.
- Zusätzlich haben einige Modelle auch ein Vibrationsmodul, das man sich unter das Kopfkissen legen kann. Denn im Schlaf werden die meisten Menschen weder durch Brandgeruch noch durch Licht rechtzeitig geweckt.
Jeden Tag ereignen sich in Deutschland zahlreiche Brände, viele Menschen sind davon direkt betroffen. Die statistischen Zahlen schwanken zwischen 500 und bis zu 600 Menschen, die jährlich bei Feuern ums Leben kommen. Fest steht: Die Gefahr, die von solchen Bränden ausgeht, ist nicht zu unterschätzen.
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Sowohl Feuerwehren als auch Verbände sehen Rauchmelder als die wichtigsten Warnmittel vor Feuern an. Deshalb gibt es seit einiger Zeit eine flächendeckende Rauchmelderpflicht in Deutschland.
Doch die Standardmodelle, die laute Töne von sich geben (teilweise bis zu 85 Dezibel), können nur Menschen helfen, die diese Töne auch hören. Besonders im Schlaf besteht für diese Menschen große Gefahr, denn während andere durch laute Tonsignale oft schnell geweckt werden, benötigen Gehörgeschädigte andere Signale.
Wie funktionieren Rauchmelder für Gehörlose?
Rauchmelder für Gehörlose sind im Grunde eine Erweiterung der Standard-Rauchmelder. Während diese nur aus einem Gerät bestehen, das im Brandfall ein lautes Warnsignal abgibt, benötigt ein Rauchmelder für Gehörlose mindestens eine zweite Einheit,
- nämlich eine Blitzlampe und im optimalen Fall
- auch ein Vibrationsmodul.
Schlägt der Rauchmelder Alarm, sendet die Blitzlampe grelle Lichtblitze aus, die so leuchtstark sind, dass sie selbst durch geschlossene Augenlider gut wahrnehmbar sind. Und für den Schlaf empfiehlt sich das Vibrationsmodul. Dieses kann man unter das Kopfkissen legen, wo es im Alarmfall starke Vibrationen von sich gibt.
Ein Funktionsbeispiel sehen in dem folgenden Video:
Welche verschiedenen Modelle gibt es? Worauf muss ich achten?
Laut dem Deutschen Gehörlosen-Bund gibt es verschiedene Möglichkeiten, einen Rauchmelder auf die Bedürfnisse hörgeschädigter Menschen umzustellen oder gleich von vornherein speziell angepasste Modelle zu kaufen.
Modelle mit akustischer Verbindung
Eine Möglichkeit ist die einer akustischen Verbindung mit einem bereits vorhandenen Rauchmelder. Ein solches „Deafgard“ genanntes Modell ist selbst kein Rauchmelder, kann aber die Alarmsignale eines vorhandenen Melders auffangen und auf dieser Grundlage Lichtblitze und Vibrationsalarm auslösen.
Der Vorteil dieses „Deafgards“ ist seine Handlichkeit, die es sogar ermöglicht, ihn mit auf Reisen zu nehmen und im Hotelzimmer oder der Ferienwohnung zu verwenden. Das funktioniert allerdings nur, wenn in der entsprechenden Unterkunft ein externer Rauchmelder vorhanden ist.
Problematisch ist auch die geringe Reichweite der akustischen Verbindung: Rauchmelder und „Deafgard“ müssen sich im selben Raum befinden. Falls also in einem anderen Raum ein Feuer ausbricht, besteht die Gefahr, dass man – besonders im Schlaf – die Alarmsignale des dort befindlichen „Deafgard“ nicht bemerkt.
Modelle mit Funkverbindung
Eine Alternative mit größerer Reichweite stellt da die Funkverbindung zwischen Rauchmelder und Blitzlampe dar. Hier muss beachtet werden, dass Rauchmelder und Blitzlampe zusammenpassen müssen – es müssen also beide Geräte vom selben Hersteller stammen. Am besten lässt man sich dabei im Fachgeschäft beraten.
Der große Vorteil dieser Funkverbindung ist neben der größeren Reichweite die Möglichkeit, mehrere Rauchmelder kabellos miteinander zu verbinden. Damit kann man die Blitzlampe und das Vibrationsmodul, die man beispielsweise im Schlafzimmer anbringt, mit mehreren Rauchmeldern vernetzen, die sich sogar auf anderen Etagen befinden können (besonders für Hausbesitzer interessant!). Schlägt einer dieser Rauchmelder, egal welcher, Alarm, wird das Signal per Funk an die Lampe weiter geleitet.
Modelle mit Kabelverbindung
Eine solche Verbindung lässt sich aber auch mithilfe eines Kabels herstellen. Das ist besonders für hörgeschädigte Menschen interessant, die noch eine ältere Signalanlage mit Kabeln installiert haben (etwa als Türsignalanlage für die Haustürklingel). Hierbei wird der Rauchmelder über das Stromnetz mit der Blitzlampe verbunden. Experten warnen jedoch, dass diese Variante mit einigen Problemen verbunden ist: So ist das Warnsystem vom Stromnetz abhängig. Im Falle eines Stromausfalls würde es also wegfallen. Auch ist es sehr aufwendig, durch mehrere Räume hindurch die Rauchmelder per Kabel miteinander zu verbinden.
Eine detaillierte Übersicht über die verschiedenen Modelltypen und ihre Vor- und Nachteile bietet der Deutsche Gehörlosen-Bund auf seiner Internetseite an.
Woher bekomme ich Rauchmelder für Gehörlose?
Mit bundesweit schätzungsweise 80.000 Gehörlosen und 18 Millionen hörgeschädigten Menschen ist der Bedarf an speziell ausgerichteten Rauchmeldern nicht zu vernachlässigen. Zahlreiche Firmen und Hersteller haben das bereits berücksichtigt und bieten verschiedene Modelle für Gehörlose an.
Im Internet findet man auf den Seiten der Hersteller, etwa von Ei Electronics oder Bellmann, ebenso Übersichten der angebotenen Modelle wie auf den Seiten gößerer Elektronikfachmärkte. Um sich optimal beraten zu lassen, sollte man aber unbedingt den Weg ins Fachgeschäft machen und sich von den Mitarbeitern helfen lassen.
Wie teuer sind Rauchmelder für Gehörlose?
Während handelsübliche Rauchmelder mit rein akustischem Signal bereits ab circa 20 € im Handel zu erwerben sind, kosten die speziellen Geräte für hörgeschädigte Menschen deutlich mehr: Je nach Modell muss man hier mit mindestens 300 €, oft aber auch bis zu 600 € oder gar 700 € rechnen.
Krankenkassen übernehmen die Kosten
Seit August 2014 gibt es eine sehr gute Nachricht: laut einem Urteil des Bundessozialgerichts sind Krankenkassen dazu verpflichtet, die Kosten für Gehörlosen-Rauchmelder komplett zu übernehmen.
Die Begründung: Gehörlose seien stärker als andere Menschen auf die Möglichkeit angewiesen, zusätzliche Warnmittel zu nutzen, da der rein akustische Alarm nicht ausreiche. Dies betreffe ein „allgemeines Grundbedürfnis des täglichen Lebens“, wie es auf aerzteblatt.de formuliert wird.
HINWEIS: in der gesetzlichen Krankenversicherung (gKV) werden i.d.R. nur die Kosten für spezielle Rauchwarnmelder erstattet. Nach unserem Kenntnisstand werden nur die Kosten für Produkte & Einbau übernommen, die im GKV-Hilfsmittelverzeichnis gelistet sind. In der Gruppe 16 "Kommunikationshilfen" findet sich im Bereich
- "16.99.09. Signalanlagen für Gehörlose " die Untergruppe
- "16.99.09.2 Signalempfänger mit optischer Ausgabe" und hierin die
Sie finden darin u.a. auch die hier beispielhaft gezeigten Produkte. Bei privat versicherten Personen sollte man individuell bei den Krankenkassen anfragen.
Wie erreiche ich die Kostenübernahme durch die Krankenkasse?
Nach unseren Recherchen konsultieren sie zunächst ihren HNO-Arzt. Dieser sollte ihnen ein Rezept über den Rauchmelder als auch die Lichtsignalanlage ausstellen.
Anschließend holen sie entsprechende Angebote für Einbau und Installation ein und reichen alle Unterlagen schließlich bei ihrer Krankenkasse ein.
Beispielrechnung für eine 3-Zimmer Wohnung mit Mindestschutz
Rechenbeispiel mit Produkten von "Ei Electronics"
Produkt | Benötigte Einheiten | Preis pro Einheit | Gesamtpreis |
---|---|---|---|
Rauchmelder Ei650C | 4 | ca. 35,00 € | 140,00 € |
Modul Ei170RF-D | 1 | ca. 200,00 € | 200,00 € |
Funkmodul Ei650M | 1 | ca. 45,00 € | 180,00 € |
Preis insgesamt | 520,00 € |
Rechenbeispiel mit Produkten von "Bellman"
Produkt | Benötigte Einheiten | Preis pro Einheit | Gesamtpreis |
---|---|---|---|
Bellman BE8037 Safe-Set | 1 | ca. 290,00 € | 290,00 € |
Bellman BE1480 Funk-Rauchmelder | 3 | ca. 149,00 € | 447,00 € |
Preis insgesamt | 737,00 € |
Rauchmelder für Gehörlose kaufen
[asa_collection default_rauchmeldungen]gehoerlose[/asa_collection]Um im Falle des Falles rechtzeitig vor den Gefahren eines Brandes zu warnen, bleiben Rauchmelder die beste Möglichkeit. Gehörlose oder hörgeschädigte Menschen sollten sich deshalb für ein spezielles Modell entscheiden, das ihnen zusätzlichen Schutz bietet.
Welches Modell für ihre individuellen Bedürfnisse am besten geeignet ist, lässt sich am besten mit einem Besuch in einem Fachgeschäft und einem Beratungsgespräch herausfinden. Für die bestmögliche Sicherheit sollte man sich diesen kleinen Aufwand leisten.